„Wir lassen das nicht mit uns machen!“ - Flammender Protest gegen Trassenneubau
Tausende Menschen haben am gestrigen Sonnabend entlang der geplanten Neubautrasse der Deutschen Bahn zwischen Hamburg und Hannover demonstriert. Trotz stürmischen Dauerregens machten sie sich auf, ihrem Protest Ausdruck zu verleihen. Unterstützt wurden sie hierbei von zahlreichen Politiker:innen verschiedener Parteien der kommunalen, landes- und bundespolitischen Ebene. Allein zwischen Wietzendorf und Celle kamen rund 1 500 Personen zu Mahnfeuern, die das Aktionsbündnis gegen Trassenneubau (AGT) initiiert hatte.
Die Liste der Orte ist lang, die sich an der überregionalen Protestaktion beteiligt hatten. Für den Wirkungsbereich des AGT waren dies Bergen, Belsen, Boye, Groß Hehlen, Hambühren, Hoope, Lohheide, Hustedt, Offen und Wietzendorf. Überall brannten Feuer, Fackeln oder es wurden Trecker mit Lichtern aufgestellt, die den Verlauf der von der Deutschen Bahn geplanten Neubaustrecke durch die Lüneburger Heide abbildeten. Um diese leuchtenden Signale des Widerstands versammelten sich insgesamt rund 1 500 Bürgerinnen und Bürger, diskutierten die drohenden Gefahren durch die Konzernpläne, spendeten Geld und hörten den vielen Politikerinnen und Politikern verschiedenster Couleur zu, die ihrerseits deutlich machten, dass es einen Neubau nicht geben darf. So etwa der SPD-Bundesvorsitzende Lars Klingbeil, der in Bispingen auf einer Veranstaltung der dortigen Bürgerinitiative Unsynn sprach und dessen Worte live nach Wietzendorf und ins Internet übertragen wurden: „Wir wollen den Ausbau, wir wollen keinen Neubau, lieber Volker Wissing“, sagte der Bundestagsabgeordnete und erinnerte den Bundesverkehrsminister an dessen Aussage, dass es keinen Neubau gegen den Willen der Bevölkerung geben werde. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Jörn Schepelmann, der eine Rede in Offen hielt, positionierte sich eindeutig für den Ausbau des bestehenden Schienennetzes und gegen die Neubaupläne. Ebenso äußerten sich Landrat Axel Flader in Lohheide, der insbesondere die intransparente Vorgehensweise der Bahnplaner kritisierte und als unduldbar kennzeichnete, und Bergens Bürgermeisterin Claudia Dettmar-Müller in Hoope. Unterstrichen wurde der parteiübergreifende Charakter des regionalen Widerstands beispielsweise durch die Worte Bernd Zobels von den Grünen und des FDP-Kommunalpolitikers und stellvertretenden Bürgermeisters von Bergen, Walter-Christoph Buhr, der pointiert formulierte, was auch aus zahlreichen weiteren Reden von Ortsbürgermeister:innen und anderen Sprecher:innen hervorging: „Wir lassen das nicht mit uns machen!“
„Wir sind mehr als zufrieden mit dem Zuspruch aus Politik und Bevölkerung“, resümierte der AGT-Vorsitzende Mathias Ohlhoff. „Dass trotz des miserablen Wetters so viele Leute gekommen sind, ist nicht selbstverständlich und es zeigt auch, wie wichtig den Menschen das Thema ist.“ Auch sonst fühle man sich ob der Rückmeldungen aus der Öffentlichkeit in seinem Engagement bestärkt. Eine vom AGT ins Leben gerufene Online-Petition an den Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing habe bereits die Marke von 15 000 Unterschriften überschritten. Wer noch nicht unterschrieben habe, sei nachdrücklich eingeladen, dies auf https://www.change.org/Bahnsinn-2023 zu tun.
Text: Sebastian Salie
Bildmaterial: AGT