Stadthaus bis auf den letzten Platz besetzt: Bürgerinformation in Bergen
Zum Thema der drohenden Neubautrasse der Bahn hatte die Stadt Bergen zu einer Bürgerinformation geladen – und stieß damit bei der Bevölkerung auf reges Interesse: Bis auf den letzten Platz war das Stadthaus am Donnerstag, dem 4. 9., mit Besucherinnen und Besuchern gefüllt. Neben der Bürgermeisterin Claudia Dettmar-Müller sprachen Christian Böker vom Aktionsbündnis gegen Trassenneubau (AgT), der Fachbereichsleiter Bauen und Umwelt der Stadt Bergen Thomas Schumacher und Iris Barckhausen aus Boye. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich: Die Bahn muss bei ihren Neubauplänen mit heftigem Widerstand aus Bevölkerung, Politik und Verbänden rechnen.
Böker, der den Hauptvortrag hielt, berichtete zunächst kurz über den bisherigen Verlauf der Verhandlungen rund um den Eisenbahnverkehr zwischen Hamburg und Hannover und schilderte dann die gegenwärtige Situation: Nach wie vor und entgegen aller getroffenen Vereinbarungen sowie wider alle verkehrliche, wirtschaftliche und ökologische Vernunft plane die Bahn weiter eine Neubautrasse quer durch die Lüneburger Heide und das Bergener Stadtgebiet. Dabei stelle man für Soltau und Bergen die Einrichtung von Bahnhöfen für den Personenverkehr in Aussicht, zu der es niemals kommen werde. Denn darüber habe die Bahn nicht zu entscheiden, sondern das Land Niedersachsen. Dessen Verkehrs- und Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne habe sich allerdings mehrfach, zuletzt im August beim „Heidegipfel“ in Bispingen, eindeutig dahingehend geäußert, dass hierfür im Rahmen des Neubaukonzeptes überhaupt keine Planungen und Gelder vorgesehen seien. Der Trassenbau bringe für den Stadtbereich Bergen und seine Bürger nur Belastungen ohne jedweden Ausgleich oder Mehrwert. Nach wie vor setze sich das Aktionsbündnis, wie auch die niedersächsische Landesregierung nebst zahlreichen regionalen Bundespolitikerinnen und -politikern verschiedenster Parteien und Vertreterinnen und Vertretern von Umweltschutzverbänden, weiterhin für einen zukunftsgerechten Ausbau bestehender Strecken und gegen das Mammutprojekt Neubautrasse ein. (Eine Zusammenfassung von Bökers Vortrag lässt sich auf www.trassenabsage.de nachlesen.)
Ergänzend zu Bökers Ausführungen stellte Thomas Schumacher die Relevanz des Themas aus Sicht der Stadt Bergen dar: Käme es zum Trassenneubau, würden im Stadtgebiet Bergens auf über 20 Kilometern neue Schienen verlegt. 8,6 Kilometer neuer Straßen und Wege müssten zu Lasten der Stadt Bergen gebaut werden. Von heute 51 Querungen des geplanten Streckenverlaufs blieben nur noch 19 übrig. Iris Barckhausen verdeutlichte anschließend, dass es dabei zwölf Kilometer lang nonstop quer durch Landschaftsschutzgebiete ginge und wies darauf hin, dass die Einstufung der Raumwiderstandsklassen durch die Bahn willkürlich erfolge.
Um die Folgen der Landschaftszerschneidung für die Anfahrtszeiten für Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge und abermals um die Anbindung Bergens an den schienengebundenen Personenverkehr ging es bei der den Abend abschließenden Fragerunde mit Beiträgen aus den Reihen der Besucherinnen und Besucher, die Claudia Dettmar-Müller moderierte. Sie stellte klar, dass daraus entstehende Kosten für Bergen nicht tragbar wären und man sich im Übrigen seit Jahren um eine Reaktivierung der bereits bestehenden Bahn-Verbindungen für den Personenverkehr vergeblich bemühe, weil das Land Niedersachsen dieses Projekt nicht priorisiere. Dies zeige zusätzlich, wie unrealistisch die Aussichten auf einen neuen Bahnhof für Bergen im Rahmen eines Trassenneubaus seien. Folglich spreche sich die Stadt unter den gegebenen realen Bedingungen eindeutig gegen die Neubaupläne und für einen Ausbau des bestehenden Schienennetzes aus.
Diese Auffassung traf den Nerv im Publikum: Als am Ende auf das „Whyte Dynner“, eine überregionale Demonstration bei Ramelsloh am Sonntag, dem 14. September, hingewiesen wurde, stieß dies auf reges Interesse und es wurden spontan ein Bustransfer zu dieser Veranstaltung ins Leben gerufen.
Informationen zum „Whyte Dynner“ gibt es auf y-monster.de und hier bei uns.
Bild und Text: Sebastian Salie